21:05 - 21:35 Uhr im Theater
Emmy Hennings Liederzyklus
Christian Spitzenstaetter (*1994)
Liederzyklus über Gedichte von Emmy Hennings (2025) [in Kufstein: UA, in Bern: CHEA]
Emmy Hennings war eine aussergewöhnliche Frau. Dichterin, Soubrette, Kabarettistin, Co-Gründerin des Cabaret Voltaire und Co-Erfinderin des Dadaismus – um nur einige ihrer zahlreichen Tätigkeitsfelder aufzuzählen. Ich bin auf ihre Biographie gestossen und war davon zutiefst fasziniert. Nicht nur die vielen signifikanten Parallelen zu Liesl Karlstadt – der Hauptfigur meiner Oper STILLHANG – erstaunten mich, sondern auch ihr Bezug zu meiner Wahlheimat Bern. Im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern konnte ich im Rahmen meiner Recherchen Originalausgaben der Gedichtbände „Der Kranz“ und „Helle Nacht“ aus dem Nachlass von Emmy Hennings durchblättern. Der entstehende Liederzyklus für Thomas Lichtenecker und Florian Reider umfasst zehn Vertonungen ausgewählter Gedichte von Emmy Hennings. Die erste Hälfte dieses Zyklus wird am 24. Mai 2025 im Rahmen des Fleckl Festivals in Kufstein uraufgeführt – szenisch eingebettet in ein Konzept von Isabel Karajan und mir.
Countertenor: Thomas Lichtenecker
Klavier: Florian Reider
Sprecherin: Isabel Karajan
Vielen Dank an das Schweizerische Literaturinstitut für die Einsicht in die alten Bücher und vielen Dank an den Wallstein Verlag für die Vertonungsrechte der Gedichte.
Die Komposition des Liederzyklus wird ermöglicht durch ein Arbeitsstipendium der Abteilung Kultur der Tiroler Landesregierung und eine Förderung der Fondation Norbert Schenkel.
Gedichte von Emmy Hennings:
Ich lebe im Vielleicht (aus Helle Nacht)
Ich lebe im „Vielleicht“,
Bin eine stumme Frage
Und alles ist mir Sage,
Soweit Gedanke reicht.
O komm, geliebtes Schweigen,
Und hüll mich zärtlich ein.
Wird alles anders sein,
Will ich mich tiefer neigen.
Fremde Zärtlichkeit (aus Helle Nacht)
In meiner Schulter zuckt eine Idee
Ein Liebespaar wandert die Hecken entlang
Arm in Arm, lächelnd und sehnsuchtsbang…
Auf die Berge Jütlands fällt blau der Schnee.
Ich trage soviel fremdes Leid
Und wein‘ für andre viele Tränen.
Ich fühle unbekanntes Sehnen
Und gebe fremde Zärtlichkeit.
HYPNOSE (aus Die letzte Freude)
Mein Leib schmerzt, irgendwo in einem fremden Land,
Ich fühle meinen Körper längst nicht mehr,
Die Füße sind wie Blei so schwer,
Die Brust ist hohl und ausgebrannt.
Mir tut nichts weh und bin doch voller Schmerzen,
Ich seh in deine Augen wie gebannt.
Ich fall in Schlaf, es flammen Kerzen,
Sie leuchten mir ins unbekannte Land.
Gefängnis II (aus Helle Nacht)
Im Süden rauscht das Wasser Seide.
Wir wohnen in den schmalen Zellen.
Durchs Gitter dringt in kleinen Wellen
Die Sehnsucht nach der fernen Heide.
Mein Taschentuch hat einen grünen Saum.
Ein gelbes Feld ist in der Mitte.
Und auf und ab sechs kleine Schritte…
Mein Taschentuch – mein grüner Baum.
Ein Traum (aus Die letzte Freude)
Wir liegen in einem tiefen See
Und wissen nichts von Leid und Weh.
Wir halten uns umfangen
Und Wasserrosen rings um uns her.
Wir streben und wünschen und wollen nichts mehr.
Wir haben kein Verlangen.
Geliebter, etwas fehlt mir doch,
Einen Wunsch, den hab ich noch:
Die Sehnsucht nach der Sehnsucht.
Fleckl Festival - eintägiges Festival für genreübergreifende, aktuelle und regionale Musik
Samstag, 24.05.2025
13:30 Uhr bis 02:00 Uhr
Kulturquartier Kufstein
Fleckl Festival - eintägiges Festival für genreübergreifende, aktuelle und regionale Musik
Samstag, 24.05.2025
13:30 Uhr bis 02:00 Uhr
Kulturquartier Kufstein