16:00 - 16:30 Uhr im Saal
Ingeborg Bachmann Liederzyklus
Christian Spitzenstaetter (*1994)
Liederzyklus über Gedichte von Ingeborg Bachmann (2025) [in Kufstein: UA, in Bern: CHEA]
Am 06. Oktober 2024 habe ich Jana Stadlmayr gefragt, ob ich einen Liederzyklus für sie komponieren darf. Ich freue mich sehr darüber, dass sie diese Frage mit einem überzeugten „ja“ beantwortet hat. 🤩 Nachdem Jana mir anschliessend von ihrer Liebe zu Ingeborg Bachmanns Gedichten erzählt hat, war die Auswahl der Autorin auch sehr schnell gefallen. Check! Die Auswahl der Gedichte ist beim Werk einer Dichterin wie Bachmann jedoch garnicht so einfach. Am liebsten würde man jedes einzelne Gedicht analysieren, dekonstruieren, wieder zusammensetzen und bis ins kleinste Detail untersuchen, um anschliessend doch zum Schluss zu kommen, am besten das komplette lyrische Werk zu vertonen. Nun habe ich drei gute Nachrichten für Sie, liebes Publikum! Erstens: die Auswahl beschränkt sich auf 10 Gedichte. Zweitens: heute kommt nur die Hälfte davon zur Uraufführung. Und Drittens: Diese 5 Gedichte werden Ihnen heute zusätzlich zu den vertonten Fassungen (Jana Stadlmayr - Sopran & Florian Reider - Klavier) noch in Rezitationen der Schauspielerin Isabel Karajan dargeboten.
Sopran: Jana Stadlmayr
Klavier: Florian Reider
Sprecherin: Isabel Karajan
Vielen Dank an Ingeborg Bachmanns Geschwister Heinz Bachmann und Isolde Moser sowie ihre Neffen Christian, Andreas und Matthias Moser für die Vertonungsrechte der Gedichte.
Die Komposition des Liederzyklus wird ermöglicht durch ein Arbeitsstipendium der Abteilung Kultur der Tiroler Landesregierung und eine Förderung der Fondation Norbert Schenkel.
Gedichte von Ingeborg Bachmann:
Scherbenhügel (aus Anrufung des Großen Bären)
Vom Frost begattet die Gärten –
das Brot in den Öfen verbrannt –
der Kranz aus den Erntelegenden
ist Zunder in deiner Hand.
Verstumm! Verwahr deinen Bettel,
die Worte, von Tränen bestürzt,
unter dem Hügel aus Scherben,
der immer die Furchen schürzt.
Wenn alle Krüge zerspringen,
was bleibt von den Tränen im Krug?
Unten sind Spalten voll Feuer,
sind Flammenzungen am Zug.
Erschaffen werden noch Dämpfe
beim Wasser- und Feuerlaut.
O Aufgang der Wolken, der Worte,
dem Scherbenberg anvertraut!
Im Gewitter der Rosen (aus Die gestundete Zeit)
Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen,
ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner
des Laubs, das so leise war in den Büschen,
folgt uns jetzt auf dem Fuß.
Reigen (aus Die gestundete Zeit)
Reigen – die Liebe hält manchmal
im Löschen der Augen ein,
und wir sehen in ihre eignen
erloschenen Augen hinein.
Kalter Rauch aus dem Krater
haucht unsre Wimpern an;
es hielt die schreckliche Leere
nur einmal den Atem an.
Wir haben die toten Augen
gesehn und vergessen nie.
Die Liebe währt am längsten
und sie erkennt uns nie.
Schatten Rosen Schatten (aus Anrufung des Großen Bären)
Unter einem fremden Himmel
Schatten Rosen
Schatten
auf einer fremden Erde
zwischen Rosen und Schatten
in einem fremden Wasser
mein Schatten
Botschaft (aus Die gestundete Zeit)
Aus der leichenwarmen Vorhalle des Himmels tritt die Sonne.
Es sind dort nicht die Unsterblichen,
sondern die Gefallenen, vernehmen wir.
Und Glanz kehrt sich nicht an Verwesung. Unsere Gottheit,
die Geschichte, hat uns ein Grab bestellt,
aus dem es keine Auferstehung gibt.
Fleckl Festival - eintägiges Festival für genreübergreifende, aktuelle und regionale Musik
Samstag, 24.05.2025
13:30 Uhr bis 02:00 Uhr
Kulturquartier Kufstein
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Samstag, 24.05.2025
13:30 Uhr bis 02:00 Uhr
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